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Freitag, 21. Mai 2010

Blindenführhundgespanne - Wegen guter Führung als Team anerkannt

Da ich mit Tieren, z. B. den Hütehunden, die mein Vater als Schäfer hatte, aufgewachsen bin, gehören Tierwissen und bücher über das Zusammenleben von Menschen und Tieren zu meinen Lieblingsgebieten. Dieser Artikel ist dem Grundwissen über Blindenführhundgespanne gewidmet. Und es gibt ein paar Anmerkungen zum Thema Literatur.

Als Blindenführhundgespann bezeichnet man das Team, das aus dem blinden oder sehbehinderten Führhundhalter und dem Blindenführhund besteht. Erkennbar sind Blindenführhundgespanne an dem weißen Geschirr, das der Hund als Arbeitsausrüstung trägt. In seinem Geschirr assistiert der Hund seinem Halter bei der Orientierung und leistet damit Hilfe zur Mobilität, die seinem Halter einen großen Dienst bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht und zu dessen persönlicher Entfaltung beiträgt. Im Blindenführhundgespann ist der Führhundhalter der Navigator, der dem Hund, der als Pilot arbeitet, Anweisungen erteilt, die man in der Fachsprache als Hörzeichen bezeichnet. Ein ausgebildeter Blindenführhund beherrscht mindestens 40 Hörzeichen, z. B.: „Such' Treppe!“ In gut eingespielten Gespannen befolgen Hunde sogar bis zu 400 Hörzeichen: „Zum Bäcker!“ Blindenführhunde zeigen Geländepunkte wie Treppenaufgänge oder Türen an, indem sie davor stehen bleiben. Sie umgehen Höhen- und Tiefenhindernisse wie Pfützen, Schilder usw. Und sie weichen beweglichen Hindernissen und Gefahren wie Fahrradfahern aus. Zur Sicherheit für ihren Halter lernen sie in ihrer Ausbildung auch den sog. intelligenten Ungehorsam. So bleibt der Blindenführhund an einer Straßenecke stehen, obwohl er die Anweisung erhalten hat, diese zu überqueren, wenn er hört und sieht, dass sich ein Auto nähert.

Die Idee zur Ausbildung von Blindenführhunden geht auf den Tiermaler Jean Bungartz zurück, der im Jahr 1892 den Verein für Sanitätshunde gründete. Der Gedanke wurde im ersten Weltkrieg aufgegriffen, da sehr viele Soldaten erblindeten, und man ihnen Unterstützung bei der bewältigung ihrer neuen Lebenssituation bieten wollte. Im April 1918 beschloß das Kriegsministerium in Berlin die Ausbildung von Blindenführhunden zuzulassen. Doch die Entwicklung der Hundeausbildung, wie sie heute praktiziert wird, ist vor allem dem Engagement von Privatpersonen wie dem Verleger Heinrich Stallitz zu verdanken.

Früh übt sich, was ein Blindenführhund werden soll. So findet der erste spezielle Gesundheits- und Verhaltenstest, der von Führhundtrainern durchgeführt wird, bereits im Welpenalter von acht Wochen statt. In der Regel leben die Jungtiere inihrem ersten Lebensjahr in sog. Patenfamilien. Gute Fürhhundausbilder betreuen und beraten diese Familien bei der Aufzucht und Erziehung der Tiere, damit diese gesund, friedfertig, charakterfest, flexibel, intelligent und lernfreudig bleiben oder werden. Nach Ablauf ihres ersten Lebensjahres kommen die Hunde in die Ausbildung, die bis zu einem Jahr dauert. Am Ende der Ausbildung steht für die Hunde ein weitererGesundheits- und Wesenstest an, bei dem vor allem auf die Funktion der Sinne und auf die Knochengesundheit geachtet wird.

Offiziell ist nicht vorgeschrieben, welcher Rasse ein Hund angehören muss, um zum Blindenführhund ausgebildet zu werden. Da ein Führhund aber über eine Größe von50 bis 65 Cm Schulterhöhe verfügen sollte, sind besonders kleine und sehr große Rassen natürlich von der Ausbildung ausgeschlossen. . Häufig werden Königspudel, Labradore, Retriever, Schäferhunde und Mischlinge aus diesen Rassen ausgebildet.

Nach wie vor gehen viele Menschen davon aus, dass Blindenführhunde ihren Dienst am Menschen mit Verlusten in der Lebensqualität und einer geringeren Lebensdauer bezahlen. Inzwischen ist aber bekannt, dass Führhundhalter, die ihrem Vierbeiner ein liebevolles Lebensumfeld und eine angemessene Haltung mit viel bewegung im freien, sozialen Kontakten, Spiel und Entspannung bieten, ihrem treuen Begleiter eine artgerechte Lebensqualität und eine „normale“ Lebensdauer ermöglichen.

Auf der Suche nach Literatur über Führhunde stellte ich fest, dass es kein Sachbuch und auch keinen Roman gibt, in dem es ausschließlich um Führhunde oder das Zusammenleben eines Blinden mit seinem Hund gibt. Das Buch über die Führhündin Emma, das ich vor vielen Jahren als Punktschriftausgabe gelesen habe, ist vergriffen. Wer aber zu diesem Thema etwas lesen möchte, kann z.B. bei Amazon 31 Bücher zu Einzelaspekten wie recht oder Rassen finden. Die Liste findet sich unter Fuehrhund. Etwas aus dem Zusammenleben mit ihrem Hund schreibt Ruth Wunsch in ihrer Biografie, Mein buntes, blindes Leben: Eine Partitur in Dur und Moll.

Viel Freude beim Schmökern und viel Glück und Vergnügen mit Euren vierbeinigen Freunden!