Gibt es historische Kriminalromane überhaupt? Diese Frage spaltet die Fans von Kriminalromanen. Die Enthusiasten sagen es gibt historische Kriminalromane. Und diejenigen, die historische Krimis überhaupt nicht mögen, behaupten teilweise, dass es historische Krimis nicht gibt, dass also immer da, wo historischer Kriminalroman drauf steht, alles Mögliche drinsteckt aber eben kein Kriminalroman.
Der Kriminalroman als Gattung begann seine Entwicklung und seinen Siegeszug in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als Begründer des Genres gilt Edgar Alan Poe. Diejenigen, die historischen Romanen, die von Verbrechen und ihrer Aufklärung handeln, die Zugehörigkeit zur Gattung der Kriminalromane absprechen, argumentieren, dass eben jene sozialen Strukturen, die Ermittlungsmöglichkeiten, und –Bedingungen, an die der Kriminalroman in seiner Entwicklung und als Gattung gebunden ist, in alten Zeiten noch nicht gab.
Verbrechen und Ermittlungen sind immer und überall! Das Genre Kriminalroman kann kurz und bündig beschrieben werden. Im Kriminalroman geht es um die Beschreibung eines Verbrechens, das von offiziellen Ermittlern, Privatdetektiven oder anderen Personen aufgeklärt wird. Belogen, Betrogen, entführt, ermordet und verraten wurde zu jeder Zeit. Man muss natürlich sagen, dass das, was sich alles so historischer Kriminalroman nennt, nicht immer gleich gut recherchiert ist, was die Möglichkeiten der Verbrecher angeht. Aber das kann man bestimmt auch über viele Krimis sagen, die in modernen Zeiten spielen. Und es ist klar, dass die Aufklärung von Verbrechen von den Ermittlungsmöglichkeiten, die den Ermittlern zur Verfügung stehen, abhängig ist. So ist klar, dass offizielle, „Privatschnüffler“ und Ermittler wider Willen in der Antike oder im Mittelalter andere und oft auch geringere Möglichkeiten hatten, Verbrechen aufzuklären. Zum Teil benötigten sie aber auch andere Erkenntnisse als moderne Ermittler. Viele Gifte, die in alter Zeit und in bestimmten Regionen geläufig waren, gibt es heute kaum noch oder gar nicht mehr. Dies gilt auch für den Einsatz von Waffen bei Morden. Und auch bezogen auf die Ermittlungsarbeit muss man über historische Krimis sagen, dass sie von der Qualität sehr unterschiedlich sind, was den Realitätsgehalt der Ermitlungsmöglichkeiten betrifft. Und es dauert auch eine gewisse Zeit, bis man als Hobbyhistoriker undd Krimifan einen guten Riecher bekommt, um schnell die Spreu vom Weizen zu trennen.
Auch in früheren Zeiten gab es offizielle Ermittler, die einen guten Job machten! Viele, die die Entwicklung des Kriminalromans und seine Existenz sehr stark an die Entwicklung der modernen Polizeiarbeit koppeln, vergessen, dass es selbst in frühen Zeiten offizielle Ermittler im Dienst des Staates oder einer Stadt, gab, die ihren Job ausgezeichnet machten und angemessen ermittelten. Und oft arbeiten sie als Duo, wie man es z. B. in den Krimiklassikern über Sherlock Holmes und Dr. Watson kennt. So schickt der englische Historiker
Paul Harding
gleich zwei Ermittlerduos auf Verbrecherjagd und zwar eines im Dienste seiner Majästät und eines im Auftrag der Stadt London. Bei
Marc Paillet
erfahren wir, dass Karl der Große für Spezialaufträge und besonders schwierige Ermittlungen immer zwei Missi Domici entsandte. Auch kommt es in Krimis vor, dass Leute durch die Verwicklung verschiedener Ereignisse in verbrecherische Machenschaften verwickelt werden und so zu Ermittlern oder sogar zu Ermittlern in eigener Sache werden. Auch diese Ermittlerspezies gibt es in historischen Krimis. Und es gibt sie in Handlungen, die gut recherchiert, sinnvoll und spannend sind, wie es im Krimi ja auch sein soll. Als Beispiel für eine unfreiwillige Ermittlerin sei an dieser Stelle die Safranhändlerin von
Helga Glaesener
erwähnt. Diesen Roman habe ich in diesem Blog kürzlich beschrieben. In dieser Geschichte muss die Händlerin Marcella Bonifaz nach ihrem verschwundenen Safran und nach einem Mörder fanden.
Und es gibt sie doch, die historischen Kriminalromane. Ich bleibe dabei, dass es die Untergattung der Kriminalromane gibt, die sich mit Fug und Recht historische Kriminalromane nennen können. Sie sind der jüngste Zweig dieser Gattung, der aber alles enthält, was die spannende Fiktion des Genres ausmacht. Sie sind wie andere Krimis auch von unterschiedlicher Qualität. Und ihr Spannungsbogen ist ebenfalls sehr verschieden. Ich persönlich mag am liebsten die historischen Krimis, in denen sich die Spannung langsam aber sicher aufbaut! Viel Spaß bei allen Krimis!
Leselöwin44